SAMMLUNG
Geologie
Eine Sammlung verschiedenster Fossilien aus der Kreidezeit, Bernsteine, geologische Ablagerungen aus dem Watt und aus der Föhrer Marsch verdeutlichen die Entstehung und Landschaftsentwicklung der Insel Föhr und der umliegenden Region. Das Modell einer Salzbude erläutert den Vorgang der Salzgewinnung aus Meerestorf. Dies war im Mittelalter der wichtigste Erwerbszweig der Nordfriesen.
Die geologischen Funde sind nach Alter sortiert ausgestellt. Der Rundgang beginnt mit auf Föhr gefundenen Geschieben aus dem Erdaltertum und der Erdneuzeit mit eingeschlossenen Spuren von Lebewesen und Versteinerungen.
Archäologie
Die vorgeschichtlichen Funde des Dr. Carl-Häberlin-Friesen-Museums belegen die menschliche Besiedlung Föhrs von der Mittleren Steinzeit bis in die Wikingerzeit. Das älteste bisher gefundene Gerät ist eine Knochenharpune, mit welcher Jäger und Sammler hier vor ca. 9000 Jahren Fische an Flussniederungen gefangen haben. Prächtige Flintsteinbeile und Mahlsteine aus Granit zeugen davon, dass in der Jungsteinzeit die hier ansässigen Bauern Ackerbau und Viehzucht betrieben.
Reichhaltige Funde gibt es auch aus der Bronzezeit. Dolche, Schwerter und goldene Armreifen stammen aus den zahlreichen Grabhügeln dieser Zeitperiode. Im Verlauf der Bronzezeit setzte sich die Brandbestattung durch, was die zahlreichen Urnen mit ihren ausgestellten Beigaben beweisen. Besonders augenfällig sind die Kosmetikbestecke dieser Zeit: Rasiermesser und Pinzetten aus Bronze waren eine beliebte Urnenbeigabe.
In der jüngeren Eisenzeit stand die Töpferei auf einer hohen Stufe, wie verschiedenste verzierte Gefäße von Föhr belegen. Ein Highlight aus dieser Zeit stellt eine Schmuckfibel aus Bronze in Drachengestalt dar.
Unterschiedliche Grabbeigaben aus den wikingerzeitlichen Gräberfeldern auf Föhr lassen darauf schließen, dass Skandinavier und die um 700 n. Chr. eingewanderten Friesen friedlich miteinander auf der Insel gelebt haben.
Naturkunde
Bis vor 200 Jahren reichte der Getreideanbau auf Föhr nicht aus, um alle Insulaner zu ernähren. Deshalb spielten der Fang von Meerestieren und die Jagd nach Seevögeln und anderen wildlebenden Landtieren zur Nahrungsergänzung früher eine bedeutende Rolle. In der Naturkundeabteilung erfahren Besucher alles über die traditionellen Jagd- und Fangmethoden in den nordfriesischen Uthlanden.
Außerdem werden hier mehr als 70 teilweise historische Vogelpräparate gezeigt, welche die heimische Vogelwelt repräsentieren. An zwei Ausstellungstafeln können sich die Besucher über Merkmale und Lage der verschiedenen Landschaftsräume der Insel Föhr informieren, in denen die Arten ihre jeweilige Nahrungsgrundlage und Brutplätze finden. Auch wird erklärt, wie sich die Landschaft in den letzten 200 Jahren durch Eingriffe des Menschen verändert hat und welchen Einfluss diese auf das Vorkommen einzelner Vogelarten hatten. Daneben werden die Eigelege wild lebender Vögel und deren Nutzen für den Menschen thematisiert.
Die Sammlung historischer Flüssigkeitspräparate verschiedener Meerestiere – in den meisten Museen heute in die Magazine verbannt – sind in einem kleinen „Dunkelkabinett“ als Kuriositäten inszeniert und auf Knopfdruck zu bestaunen.
Das Seebad Wyk
Überwiegend bildliche Dokumente erzählen in diesem Ausstellungsraum von der Entwicklung des 1819 gegründeten Seebades Wyk auf Föhr. Den schnellen Aufschwung des Kurbetriebes verdankten die Wyker den werbewirksamen Sommeraufenthalten des dänischen Königs Christian VIII. Die Ankunft des Königs und sein herzlicher Empfang am Wyker Hafen ist auf einer bekannten Lithographie festgehalten.
Der Mittelpunkt des damaligen Kurlebens war das Warmbadehaus am Wyker Sandwall, in dem die Kurgäste warme Seewasserbäder einnehmen konnten. Ein Modell von diesem Gebäude ist in der Ausstellung zu sehen, ebenso das Modell eines Badekarrens, in dem die Gäste sich von einem Reiter mit Pferd zum Baden ins Meer ziehen ließen.
Eine Ausstellungswand wird dominiert durch den Propeller des Flugschiffes DO X, das 1932 unter seinem aus Wyk stammenden Kommandanten Friedrich Christiansen hier landete.
Handwerk
Die Sammlung verschiedenster handwerklicher Gerätschaften stammt aus traditionellen Föhrer Handwerksbetrieben. Das Modell einer Stampfmühle zeigt, wie die in den Föhrer Familien eigen gewebten Wollstoffe veredelt wurden.
Seefahrt und Walfang
Vom 17. bis ins 19. Jahrhundert war der Walfang im nördlichen Eismeer der wichtigste Erwerbszweig der Föhrer. Allein auf den Speck der Wale hatte man es abgesehen, aus dem der wertvolle Waltran gekocht wurde – damals das beste Lampenöl, welches es zur Beleuchtung gab. Die Insulaner selbst waren zu arm, um Schiffe für den Walfang im nördlichen Eismeer auszurüsten. Sie waren aber begehrte Angestellte in der Seefahrt, da sie in den privaten Föhrer Navigationsschulen eine gute Ausbildung genossen. Viele stiegen im Walfang auf zum Harpunier, Steuermann oder Kommandeur und wurden so am Fangergebnis beteiligt. Oft gingen die einheimischen Jungen schon im Alter von 10 bis 12 Jahren erstmals auf Walfang, um als Schiffsjungen Geld für die Familie zu verdienen. Am Anfang des 19. Jahrhunderts kam der traditionelle Walfang durch rücksichtslose Ausbeutung der Tiere zum Erliegen und immer mehr Föhrer Seeleute sattelten auf die Handelsschifffahrt um.
Volkskunde und Brauchtum
Vom Ringreiten, Biikebrennen und Rummelpottlaufen: Vielfältige Objekte, Bilder und Dokumente zeugen von lebendig erhaltenem Inselbrauchtum. Ein Highlight stellen die verschiedenen Föhrer Trachten dar, von denen einige noch heute auf der Insel getragen werden. Eine original eingerichtete Inselgoldschmiede aus dem Dorf Nieblum zeigt, dass der zugehörige Trachtenschmuck früher auf der Insel selbst hergestellt wurde.
Von Hand geschnitzte Hausratsgeräte und Muster von Handarbeiten zeigen die alltägliche Geschicklichkeit der Insulaner. Eine Sammlung von Hausratsgeräten von den Halligen und das Modell eines Hallighauses ergänzen die Ausstellung.
Auswanderung
Auf der Suche nach neuen Verdienstmöglichkeiten und um der preußischen Militärpflicht zu entgehen, wanderten bereits in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts 40 Prozent der konfirmierten Jungen von Föhr nach Amerika aus. Die Auswanderer pflegten enge gesellschaftliche Kontakte miteinander und bewahrten über Generationen auch die Beziehung zur Heimatinsel Föhr. Viele Auswanderer kehrten nach jahrzehntelanger Berufstätigkeit in den USA auf die Insel zurück. Auswanderergepäck, eine Fahne des Föhr-Amrumer-Krankenunterstützungsvereins in New York, Dokumente, Bilder und Fotografien ermöglichen einen Rückblick in dieses Kapitel der Geschichte.
Baukultur
Tableaus mit verschiedensten niederländischen Fliesen, Zierbretter und Stubentüren mit Kerbschnittarbeiten und Haussteine zeigen, wie das traditionelle uthlandfriesische Haus ausgestattet sein konnte.