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„ÄRMEL HOCHKREMPELN, WIR BAUEN EIN GRUBENHAUS!“

Eine Aktion des Museumsvereins Föhr e. V. mit Kindern und Jugendlichen im Juli 2023

Als die Friesen im 7. bis 9. Jahrhundert die Insel Föhr besiedelten, errichteten sie neben aufwendigeren Wohngebäuden auch viele sehr einfach konstruierte Grubenhäuser. Das haben archäologische Ausgrabungen gezeigt. Doch die kargen Befunde lassen viele Fragen offen, zum Beispiel: Wie sahen die Dächer genau aus? Wo war der Eingang?

Einfach mal ausprobieren, haben sich deshalb der Archäologe Dr. Bente Sven Majchczack vom Exzellenzcluster ROOTS an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel und der Museumsverein Föhr e.V. gesagt. Im Rahmen einer Sommerferienaktion des Vereins für Kinder und Jugendliche und mit Unterstützung der ROOTS-Communication-Platform ist so an zwei Wochenende im Juli nahe der Inselhauptstadt Wyk das Modell eines Grubenhauses in Originalgröße entstanden. Das Video ist ab sofort hier und auf dem Youtube-Kanal des Exzellenzclusters ROOTS zu sehen:

„Für uns als Museumsverein war das eine gute Gelegenheit, junge Menschen und deren Eltern an unsere Geschichte heranzuführen und für die Museumsarbeit zu begeistern“, betont Nikolaus von der Lancken, Vorsitzender des Vereins, „selbst etwas zu errichten ist ja viel eindrücklicher als jede Führung im Museum“.

Insgesamt zwölf Kinder und Jugendliche zwischen 7 und 18 Jahren hämmerten und sägten an den zwei Wochenenden, schleppten Balken, gruben Löcher und nähten Reetballen nach traditioneller Art auf den Dachstuhl.

Der Fokus des Nachbaus lag dabei nicht auf der detaillierten Rekonstruktion frühmittelalterlicher Handwerkstechniken. „Das wäre an zwei Wochenenden mit Kindern und Jugendlichen nicht zu machen gewesen“, sagt der Föhrer Bauzeichner Jan Becker, der das Projekt technisch begleitete.

„Aber unser Nachbau kann als Anschauungsobjekt dienen und als Test für Hypthosen zur Nutzung der frühmittelalterlichen Grubenhäuser“, ergänzt Bente Majchczack.

„Vor allem hat die Aktion aber allen Beteiligten sehr viel Spaß gemacht. Die Kinder und Jugendlichen – und deren Eltern – waren mit Feuereifer dabei. Viele Kinder haben selbst gesagt, dass sie eine Menge gelernt haben und jetzt noch mehr über die Föhrer Geschichte lernen möchten. Also ein voller Erfolg“, fasst Nikolaus von der Lancken zusammen.

FORTSETZUNG DES PROJEKTES IM JULI 2024

Zeitreise in die Vergangenheit: Kinder weben wie die alten Wikinger

Im Wrixumer Forst haben Kinder im Juli 2024 Stoffe nach historischem Vorbild gewebt. Im nachgebauten Wikinger-Grubenhaus, das der Museumsverein Insel Föhr e. V. ein Jahr zuvor zusammen mit Kindern errichtet hatte, wurden historische Webtechniken demonstriert. Unter Anleitung des Archäologen Bente Majchczack von der Universität Kiel entstand 2023 der reetgedeckte Holzbau, der nun mit Arbeitsgeräten ausgestattet wurde.

Jan Becker, der zweite Vorsitzende des Vereins, organisierte die Aktion zusammen mit Frank Hassold, nachdem er das Wikinger-Museum Haithabu besucht hatte. Die Kinder im Alter von sechs bis zwölf Jahren bauten eigene kleine Webrahmen und webten mit bunter Wolle, die gespendet wurde. Unterstützung kam von Ines Hansen von der Inselweberei, die den Kindern wertvolle Tipps gab.

Trotz der hohen Temperaturen hielten die Kinder durch und stellten ihre selbst gewobenen Tücher stolz vor. Der Verein bietet im Rahmen seiner neuen Familienmitgliedschaft ganzjährig Projekte für Kinder und Jugendliche im Museum an. Ein großer Webrahmen im Grubenhaus demonstrierte die Herstellung von Stoffen in vorindustrieller Zeit. Ende des Jahres plant der Museumsverein eine Ausstellung im Dr.-Carl-Häberlin-Friesen-Museum in Wyk, um die Werke der Kinder zu präsentieren.